Mit Stress umgehen lernen

„Es sind nicht die Dinge oder Ereignisse, die uns beunruhigen, sondern die Einstellungen und Meinungen, die wir zu den Dingen haben.“ (Epiktet; 1. Jhdt. n. Chr.)

Im Alltag wird „Stress“ eher als eine negativ gemeinte Beschreibung einer Situation verwendet, die für einen Menschen als Reaktion auf eine Belastung steht. Wer „unter Stress steht“, hat die belastende Situation nicht im Griff, sondern meist hat sie ihn im Griff. Damit wird Stress negativ bewertet und geht einher mit Ohnmacht, Hilflosigkeit und Unfähigkeit, sich aus dieser Situation selbst befreien zu können. Auch in Form eines Vorwurfs lässt sich der Begriff verwenden: Wer mit seinem Gegenüber nicht klar kommt, fasst diesen Umstand häufig in dem Satz: „Du machst mir Stress“. Und wer sich einer bestimmten Situation nicht stellen will, sagt: „Das macht mir zuviel Stress, das will ich mir ersparen.“

Alle äußeren oder inneren Faktoren, die eine potenzielle Bedrohung für uns darstellen, werden als Stressoren oder Stressauslöser bezeichnet. Wenn wir mit einem Stressauslöser konfrontiert werden, wird als innere Antwort darauf eine Stressreaktion ausgelöst.

Stressauslöser sind individuell, denn Menschen empfinden und reagieren unterschiedlich. Potenziell kann alles Mögliche zum Stressauslöser werden, am Arbeitsplatz, in der Beziehung oder Familie, in der Freizeit, um die wichtigsten Lebensbereiche zu nennen. Die typischen Auslöser können sich auf unterschiedlichen Ebenen einstellen.

Sind wir einer Stress auslösenden Situation ausgesetzt, laufen  auf verschiedenen Ebenen Reaktionen gleichzeitig und automatisch ab.

Auf der Körperebene wird eine Anpassungsreaktion in Gang gesetzt, d. h. der menschliche Organismus stellt Energien bereit, um auf den Stressauslöser reagieren zu können. Es kommt zu erhöhten Hormonausschüttungen, das Meldesystem für Gefahr wird aktiviert und somit der Körper in Flucht- oder Kampfbereitschaft versetzt.

Auf der gedanklichen Ebene setzt ein schnelles, häufig angstbesetztes Denken ein. Gedanken wie „Das schaffe ich nie“ verschärfen den Stress, nicht selten kommt es zu Denkblockaden oder Gedankenleere.

Auf der emotionalen Ebene breiten sich Gefühle der Hilflosigkeit, Wut oder Angst und innere Unruhe aus.

Auf der Verhaltensebene kann es zu sehr unterschiedlichen Reaktionen kommen, wie z. B. mehr zu essen, mehr zu rauchen, vermehrt Kaffee zu trinken, das Suchtpotenzial erhöht sich (mit fatalen Folgen wie weitere Gesundheitsschäden und Persönlichkeitsveränderungen), schneller zu sprechen, zu Hyperaktivität oder zu exzessiver sportlicher Betätigung.

Die Reaktionen sind abhängig 1. von der persönlichen oder subjektiven Bewertung eines Ereignisses und 2. von der Einschätzung der eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen, also der persönlichen Ressourcen, um die Angelegenheit bewältigen zu können.

Nicht der Stressauslöser an sich, sondern die persönliche Bewertung entscheidet darüber, was als Stress empfunden wird.

Grundlage für eine gelingende Stressbewältigung ist, alle Faktoren so genau wie möglich zu identifizieren, um dann für jede Phase oder für jeden Faktor einer Stresssituation die jeweilige optimale Gegenmaßnahme zu finden.

  1. Hinsichtlich der Stressoren ist eine instrumentelle Stressbewältigung angezeigt. Es geht darum, die Stressoren zu verringern, sie auszuschalten oder zu vermeiden.
  2. Hinsichtlich der persönlichen Stressverstärker und Stress verschärfenden Gedanken ist ein mentales und kognitives Stressmanagement  notwendig. Das bedeutet, die Stress verschärfenden Einstellungen, die eigenen Motive und Bewertungen zu erkennen, abzubauen und neue Prioritäten zu setzen.
  3. Hinsichtlich der körperlichen und seelischen Stressreaktionen gilt es, einen Ausgleich zu schaffen und die eigene Widerstandskraft zu stärken und zu erhalten. Insoweit spricht man von palliativ-regenerativer Stressbewältigung.

Das Ziel im Hinblick auf Stress heißt nicht, ihn zu vermeiden. Ziel ist vielmehr der Umgang mit Belastungen durch Stress ausgleichende Maßnahmen.

Gerne unterstütze ich Sie dabei, Ihren persönlichenUmgang mit Stress auslösenden Situationen zu verändern bzw. neu zu lernen.

Dazu beleuchten wir Ihre aktuelle Lebenssituation hinsichtlich Arbeit, Freizeit und sozialen Bedingungen. Entsprechen diese Bereiche wirklich Ihren individuellen Möglichkeiten, Wünschen, Bedürfnissen und Plänen? Was ist Ihnen im Leben wichtig? Über welche Ressourcen verfügen Sie? Wie gestalten Sie Ihre sozialen Beziehungen? Mit welchen Möglichkeiten und Fähigkeiten können Sie  das eigene Wohlbefinden steigern und/oder stabilisieren? Welche Ziele wollen Sie verwirklichen? In welche Etappenziele lassen sie sich unterteilen, damit sie besser erreicht werden können? Ihre Antworten auf diese und weitere Fragen steigern nicht nur Ihre Motivation, Ihre „großen“ Ziele tatsächlich zu erreichen. Sie ermöglichen auch, dass wir gemeinsam für Sie passende und geeignete Lösungen zu einem veränderten Umgang in Stresssituationen finden.

Der Umgang mit Stress lässt sich lernen bzw. verändern. Er ist aktives und bewusstes Leben!